Heute erzähle ich Ihnen eine Geschichte, die wir bisher in der Schule in Glücksprojekten und in unseren Kursen erarbeitet haben. Kinder und Erwachsene können anhand von Geschichten besser lernen und verstehen. Diese stammt aus Indien und wurde viele Male erzählt, und bestimmt gibt es, wie bei anderen übermittelten Geschichten, mehrere Varianten:
Der Tempel der tausend Spiegel
In Indien gab es den Tempel der tausend Spiegel. Dieser lag hoch oben auf einem Berg, und sein Anblick war gewaltig. Eines Tages erklomm ein Hund den Berg. Er lief die Stufen des Tempels hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel. Als er in den Saal mit den tausend Spiegeln kam, sah er tausend Hunde. Er bekam Angst, sträubte das Nackenfell, klemmte den Schwanz zwischen die Beine, knurrte furchtbar und fletschte die Zähne. Und tausend Hunde sträubten das Nackenfell, klemmten die Schwänze zwischen die Beine, knurrten furchtbar und fletschten die Zähne. Voller Panik rannte der Hund aus dem Tempel und glaubte von nun an, dass die ganze Welt aus knurrenden, gefährlichen und bedrohlichen Hunden besteht.
Einige Zeit später kam ein anderer Hund den Berg herauf. Auch er lief die Stufen hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel: Als er in den Saal mit den tausend Spiegeln kam, sah auch er tausend andere Hunde. Er aber freute sich. Er wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf. Dieser Hund verließ den Tempel mit der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen Hunden besteht, die ihm wohlgesonnen sind.
Die Moral von der Geschichte des Tempels mit tausend Spiegeln? Schauen Sie einmal selbst in den Spiegel und reflektieren Sie sich. Ihre Haltung können Sie wohlwollend für sich und für andere einsetzen, jedoch auch gegen sich selbst. Ganz egal, was wir denken, viel zu schnell glauben wir für gewöhnlich uns selbst. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Gedanken oder Ansichten stimmen. Sie sind aus alten Mustern entstanden. Die Geschichte zeigt, wie mächtig die Kraft der inneren Ausrichtung ist.
Die innere Haltung und das Mindset zu trainieren dauert und ist nicht an einem Wochenende erledigt. Umso wichtiger ist es, auch Kindern und Jugendlichen das richtige Handwerkszeug mit auf den Weg zu geben. Mit Geschichten wie dieser lernen wir, wie sehr sich unser persönliches Erleben und auch das Verhalten widerspiegeln. Das Fantastische daran ist auch, wie wir hinter das Geheimnis kommen, wie die Umgebung auf uns reagiert: Schließlich ist die Umgebung unser Spiegel und wir beeinflussen, ob sie uns anknurrt oder anlächelt.
Quelle: Christine Weyers, Glückskolumne, Die Rheinpfalz - Donnersberger Rundschau, 20.05.2021